Teilsanierung des Gebäudes Hémicycle
SWA wurde 2015 von ABP beauftragt eine Bestandsaufnahme der Gebäudehülle und nach Auswertung dieser Analyse eine energetische Teilsanierung des Gebäudes Hemicyle auf Luxembourg-Kichberg, in Zusammenarbeit mit den Fachplanern GLA und S&A, durchzuführen.
Der Auftrag wurde im Zuge der Planung unter anderem um die Neugestaltung des großen Konferenzsaals in Form eines Auditoriums und des bestehenden Foyer- und Barbereichs erweitert.
Das Gebäude ist zwar nicht offiziell als Denkmal erfasst, hat aber ikonische Strahlkraft und kulturhistorische Bedeutung.
Eine Herausforderung für die Architekten lag darin, die bestehende Bausubstanz zu konservieren und so geschickt mit den neuen Eingriffen zu verbinden, dass das äußere Erscheinungsbild und die inneren Raumstrukturen weitgehend erhalten bleiben, das Gebäude aber funktions- und materialtechnisch auf den neuesten Stand gebracht wird. Eine weitere Herausforderung war der Umbau im laufenden Betrieb.
Energetische Sanierung
Bei der Sanierung stand neben dem Aspekt der Energieeinsparung und des bestimmungsgemäßen Gebrauchs vorallem der Komfort und die Behaglichkeit für die zukünftigen Nutzer im Vordergrund.
So wurde der außenliegende Sonnenschutz durch individuell ansteuerbare Raffstoreanlagen mit Tageslichttransportelement (TLT) ersetzt, die einen optimalen Sonnenschutz gewährleisten, das Licht aber über eine Behangteilung weit in den Innenraum lenken und gleichzeitig für einen blendfreien Arbeitsplatz sorgen.
Die Fensterelemente wurden durch Wärmeschutzisolierglas aus 3-fach Glas, und die Blechpaneele im Bereich der Fensterbänder durch farblich abgestimmte Glaspaneel-Elemente ersetzt.
Materialauswahl und Farbgebung orientierten sich dabei am ursprünglichen architektonischen Konzept, und die nun durchgängig verglasten Fensterbänder heben die Linearität des Gebäudes jetzt noch stärker hervor.
Besonders anspruchsvoll gestaltete sich auch der Austausch der Fensterelemente auf den beiden obersten Stockwerken. Bedingt durch die trichterförmige Ausladung des Gebäudes weit über die rue Jules Wilhlem hinaus in das öffentliche Stadtgrün, war die Errichtung einer Standrüstung nur bedingt möglich. Die Demontage und Montage der neuen Fensterelemente konnte nur über eine auskragende Gerüstplattform erfolgen, die durch die bauseitigen Fensteröffnungen aufwändig am Tragwerk des Gebäudes verankert wurde.
Mit Einbau der neuen Fenster musste diese Plattform dann abschnittsweise Hand in Hand und kontrolliert zurückgebaut werden.
Die Dacheindeckung aus Kupfer-Stehfalz einschließlich Unterbau wurden bis auf die Betonschale entfernt und durch eine 28 cm starke Dämmschicht mit einer Deckung aus Kalzip als wasserführende Ebene und einer aufgeständerten ALU-Glattblecheindeckung ersetzt.
Abmessungen, Farbgebung und Fugenraster der großformatigen Bleche der Dachhaut wurden dabei auf die bestehenden Fassadenpaneele abgestimmt und erlauben zusätzlich die nahezu unsichtbare Integration der erforderlichen technischen Installationen wie des Blitzschutz- und Absturzsicherungssystems, oder der RWA Lichtkuppeln über dem Konferenzsaal und den Fluchttreppenhäusern.
Durch die Reduktion auf ein Material für Fassade und Dach wird die abgestufte Form und der kubische Charakter des Gebäudes noch besser unterstützt und insgesamt ein homogeneres Erscheinungsbild der Gebäudehülle erreicht.
Innenausbau
Der Austausch der Fensterelemente und die Erneuerung der haustechnischen Anlagen machten weitgehende Eingriffe in die Bausubstanz erforderlich.
Sämtliche Brüstungselemente wurden im Zuge der Sanierungsmaßnahme durch neue haltbare Verkleidungen aus beschichteten MPX-Platten ersetzt.
Die neue Brüstungsverkleidung ist modular aufgebaut und so konzipiert, dass sie langfristig die Revision und Konvektion der Heizkörper, das Nachziehen von Kabeln, sowie die geordnete Integration unterschiedlicher Schaltersysteme ermöglicht.
Grundlage für die Renovierung des großen Saals waren Studien zu Bestand, Material- und Farbkonzepten, um das was erhalten werden kann, und das was erneuert werden muss, in einem ganzheitlichen Kontext bewerten zu können.
Wand und Bodenbeläge im Konferenzsaal wurden ausgetauscht und der Saal insgesamt akustisch nachertüchtigt und in seiner Farbgebung aufgefrischt.
Die bestehenden Tischreihen waren bis auf die Sichtblenden noch in einem guten Zustand und konnten erhalten werden. Die Bestuhlung war jedoch mangelhaft.
Die Architekten entwickelten zu diesem Zweck mit einem namhaften Stoff- und Möbelhersteller auf Grundlage eines Serienprodukts einen eigens für dieses Projekt konfektionierten Konferenzstuhl.
Für den Bar- und Foyerbereich wurde ebenfalls in Zusammenarbeit mit einem namhaften Hersteller ein projektspezifisches Teppichdesign entwickelt.
Der Barbereich wurde komplett umgestaltet. Die ehemalige Theke wurde durch eine skulptural anmutende und vollausgestattete Thekenanlage aus weißem Corian ersetzt.
Im Zusammenspiel mit einer bronzefarbenen Metalllamellendecke und einer akzentuierten DALI-dimmbaren Architekturbeleuchtung ist so ein ansprechender und vielseitig nutzbarer Raum geschaffen worden.